Die Bundestagskandidatin der SPD für Siegen-Wittgenstein, Luiza Licina-Bode, besuchte am Samstag, den 29.05.2021, das Impfzentrum in Siegen-Eiserfeld, um sich einen Überblick zum Stand der Corona-Schutzimpfung vor Ort zu verschaffen. In einem Gespräch mit Dr. Thomas Gehrke, dem Leiter des Impfzentrums, informiert sie sich über den Stand und den Ablauf des Impfgeschehens sowie die weiteren Aussichten bei der Bekämpfung der Pandemie.
Dr. Gehrke berichtet, dass das Impfzentrum in Siegen derzeit ca. 1.200 Impfungen täglich durchführe und werde dabei von 6 Ärzten unterstützt. Möglich sei jedoch auch der Durchsatz von 2000 Impf-Patienten, was ein 8-köpfiges Ärzteteam erfordere. Diese Ärzte seien zum großen Teil ansässige Ärzte, kämen jedoch auch zum Teil aus Dortmund oder Unna, um den Betrieb im Impfzentrum sicher zu stellen.
Auf die Frage, warum die Kapazität des Impfzentrums nicht vollständig genutzt würde, wies Dr. Gehrke auf das Fehlen des dazu benötigten Impfstoffs hin. So würden in Eiserfeld in den kommenden 2 Wochen fast nur noch Zweitimpfungen vorgenommen, da für die Erstimpfungen keine Impfdosen vorhanden seien. Angekündigt seien für das 2. Quartal jedoch 70 Millionen Dosen Impfstoff. Astra Zeneca liefere jedoch nicht mehr und der Impfstoff von Johnson & Johnson werde in der Regel von mobilen Teams an nicht sesshafte Personen verimpft, da dieses Vakzin nur einmal verabreicht werden müsse.
Die Frage, ob eine dritte Impfung nötig sei, beantwortet Dr. Gehrke mit dem Hinweis auf das sich verändernde Virus und die verschiedenen Mutanten. Hier sei eine andauernde Anpassung des Impfstoffes unabdingbar. Jedoch werde die Entwicklung dahin gehen, dass die Impfung Routine werde und der Patient zukünftig die Impfung beim Arzt auf Rezept bekomme, ähnlich einer Grippe-Schutzimpfung. Eine 3. Impfung werde schnell abgearbeitet, sofern der notwendige Impfstoff ist lieferbar.
Auf die Frage der Bundestagskandidatin nach den zum Teil höchst unterschiedlichen Kosten, die für eine Impfung abgerechnet werden, antwortet Dr. Gehrke wie folgt: Das Impfzentrum koste pro Tag ca. 20.000 bis 25.000 €. Bei 2000 Impfungen beliefen sich so die Kosten auf ca. 15 € je Impfung. Dazu kämen die Kosten für den Impfstoff. Ein Hausarzt könne für eine Impfung 85 -100 € abrechnen, plus die Kosten für den Impfstoff. Diese Rechnung mache deutlich, dass die Impfzentren keine Kostentreiber seien, sondern, falls der Impfstoff vorhanden sei, sehr wirtschaftlich arbeiten. Im Weiteren werde vor Ort streng nach Prioritätsliste gearbeitet.
Welche Fehler seien denn bei der Bestellung des Impfstoffs gemacht worden, dass immer noch Verzögerungen in Produktion und Belieferung mit Vakzinen vorkämen, möchte Frau Licina-Bode wissen. Hier verweist Dr. Gehrke auf die Verhandlungen der EU mit den Impfstoffherstellern. An dieser Stelle habe man wohl zu sehr sparen wollen, sodass die USA mit zu dieser Zeit noch Präsident Donald Trump den Markt fast leergekauft haben. Schließlich habe Präsident Biden seinen Plan, in 100 Tagen 100 Millionen Amerikaner zu impfen, schon nach 80 Tagen erfüllt. Hier sehe man, dass es auch anders gegangen wäre.
Zudem erkundigte sich die Bundestagskandidatin Luiza Licina-Bode: „Haben Sie als Leiter des Impfzentrums noch einen Rat für die Politik zum Umgang mit der Bewältigung der Pandemie?“
„Mein Rat ist: Die Politik soll ehrlicher mit den Bürgern umgehen und ihr Handeln mit der Pandemie transparenter machen.“ Dr. Gehrke führt weiter das Beispiel der 6,7 Millionen Jugendlichen an, die sich jetzt für ein Impfangebot melden können, obwohl es noch keine Zulassung, keine Empfehlung der ständigen Impfkommission und nicht ausreichend Impfstoff gebe. Die für Mai angekündigten 1.250 Dosen Moderna- sowie die 1.766 Dosen Biontech/Pfizer-Impfstoff könnten in eineinhalb Tagen verimpft werden. Hier würden die Bürger also nicht über die tatsächliche Situation aufgeklärt.
Zur Frage, was geändert werden müsse, um zukünftig eine solche Situation zu verhindern, sagt Dr. Gehrke abschließend, dass die Produktion der Grundstoffe für Vakzine, die zur Zeit in Indien vorgenommen werde und die in Deutschland lediglich veredelt werden, wieder zurück geholt werden müsse, damit Produktion und Forschung vor Ort zusammen arbeiten können, auch wenn dies dann etwas teurer werde.