SPD Neunkirchen feierte Tag der Deutschen Einheit

Zu einer Feierstunde aus Anlass des Tages der Deutschen Einheit und damit zum 30. Jahrestag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland hatte der SPD-Gemeindeverband Neunkirchen in das Otto-Reiffenrath-Haus eingeladen. Der Saal war – bei coronabedingter Bestückung – voll besetzt.

Hans-Jürgen Möller, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes, konnte in seiner Eröffnungsrede aus eigener Erfahrung vom Fall der Mauer berichten. Er wurde in Thüringen geboren und berichtete davon, wie unmittelbar nach dem wieder ungehindert gegenseitige Besuche von Familienzugehörigen nicht nur möglich waren, sondern auch getätigt wurden. Der Meilenstein in der Deutschen Geschichte sei allerdings nicht der 3. Oktober 1990 gewesen, sondern der Tag des Mauerfalls am 9. November 1989.

Auch Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann konnte in seinem Grußwort aus eigenen Erfahrungen mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung berichten. Er lebte seinerzeit in Kassel, also in großer Nähe zur deutsch-deutschen Grenze und hatte ebenfalls familiäre Wurzeln in der DDR.

Dr. Matthias Schreiber, Beauftragter der NRW-Landesregierung für Kirchen- und Glaubensfragen und langjähriger Wegbegleiter von NRW-Ministerpräsident und Bundespräsident Johannes Rau, war dem Ruf des SPD-Gemeindeverbandes gefolgt und diesjähriger Gast und Hauptredner der Gedenkfeierstunde. Er wies darauf hin, dass der Fall der Mauer den vielentausend Menschen in der DDR zu verdanken sei, die sich ihrer Sehnsucht nach Freiheit nicht durch die Repressalien und Einschüchterungen haben nehmen lassen. Und das nicht erst zum 9.11.1989. Denn mutig musste man schon sein um sich z.B. taufen zu lassen, dann wurde man nicht zum Studium zugelassen, skizzierte er beispielhaft noch einmal die Situation. „Und das war schon Widerstand gegen den Staat“, so Dr. Schreiber. Er spannte den Bogen von der Zeit der friedlichen Revolution in die Gegenwart. Mahnte an, dass wir nicht so tun dürften, als sei alles gelöst und erledigt. Noch lange nicht seien die Unterschiede beseitigt. Und vor allen dürfe man nicht der plumpen Ossi-Wessi-Redensart aufsitzen. Insbesondere müssten sich die Menschen im Westen anhören und nachvollziehen, was in der DDR fortschrittlich war und erst jetzt auch langsam im Westen seine Umsetzung findet. So sei man bei der Gleichstellung von Mann und Frau schon 30 Jahre weiter gewesen. Frauen waren fest ins Arbeitsleben integriert, auch in führenden Positionen. Und Ganztagsbetreuung für Kinder habe es längst gegeben. Dr. Schreiber mahnte auch die gemeinsamen Herausforderungen für die Zukunft an, die bei Weitem nicht gelöst sind: Beispielsweise den Klimawandel mit seinen Folgen oder die Zuwanderung

Mehr Engagement wünschte er sich als Theologe von den Kirchen und Sozialverbänden in der aktuellen Coronakrise: „Was ist mit den alten Menschen, die isoliert in den Heimen sitzen und liegen, die fast nicht mehr von Ihren Angehörigen besucht werden dürfen. Gleichzeitig dürfen aber 10.000 Menschen in die Fußballstadien. Das ist nicht richtig, hier muss nachgebessert und hier muss Druck auf die Politik ausgeübt werden“, so Dr. Schreiber in seinemVortrag. Und weiter: „Trotz Alledem: Es ist nicht alles schlechter geworden und es gibt keinen Anlass für verabredete Nörgelei.“ Aber er richtete auch eine klare Ansage an die Politik und ihreVerflechtung mit der Wirtschaft. Man habe 100 Jahre gegen die Natur der Erde gearbeitet. Nun sei es an der Zeit, nicht mehr auf die Industriekapitäne und Wirtschaftsführer zu hören, sondern auch klare Ziele zu setzen, die dazu zwingen neue Lösungen zu suchen statt weiterzumachen wie bisher. Beispielhaft führte er denn Verbrennungsmotor an: „Hier gibt es bereits gute Alternativen, das ist schon länger bekannt. Hier muss ein Umdenken erfolgen, auch mit gesetzlichen Vorgaben.“

Hans-Dieter Moritz, Ehrenvorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes Neunkirchen bedankte sich abschließend beim Referenten für seinen aufschlussreichen, interessanten und zum Nachdenken anregenden Vortrag und rief dazu auf, die Sozialdemokratie in Ihren Bestrebungen zur Erhaltung und Weiterentwicklung der Demokratie sowie der sozialen Gestaltung unserer Gesellschaft zu unterstützen.

Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von dem erst 14-jährigen Roman Litau von der Musikschule Neunkirchen, der mit 4 Stücken von Chopin und Tschaikowsky begeisterte und zum Abschluss die Nationalhymne intonierte. Leider ohne Gesangsbegleitung durch die Anwesenden auf Grund der pandemiebedingten Einschränkungen.